„Brenztown Blues Club“ heizte kräftig ein
Mag der Frühling sich auch allen Prognosen widersetzt haben, heiß wurde es dennoch am Samstagabend. Zumindest im ausverkauften Kulturhof Erpfenhausen, wo Sonja Banzhaf und Benny Jäger in ihrer Begrüßung ankündigten, an diesem Abend sähe man die Band vor lauter Musikern nicht.
Und in der Tat: Ebenso eng, wie es im Publikum war, so eng muss es auch auf der Bühne gewesen sein. Auf der stand nämlich „The Brenztown Blues Club“, angetreten mit zehn Mannen, um kräftig Blues in den Stadel zu bringen. Die Betonung liegt dabei auf „kräftig“, denn das Blues nicht unbedingt nur mit melancholisch und traurig gleichzusetzen ist, das merkte das Publikum gleich bei den ersten Liedern, die Stimmung und Hitze mächtig vorantrieben.
Wenn zehn Musiker gemeinsam agieren, dann gibt das natürlich massives Volumen, und wenn es sich dabei noch um solche Könner wie beim „Brenztown Blues Club“ handelt, dann kommen zum Volumen noch schönstes Aufeinanderabgestimmtsein und ein Feuerwerk der herrlichsten Soli hinzu. Max Spohn beispielsweise an der Gitarre spielte das Publikum und möglicherweise auch sich selbst in schönsten Sinnenrausch und befreite damit Sonny Boy Williamsons „Cross my heart“ von jeglicher Traurigkeit.
Ein großartiges Talent ist auch Julian Steiner, der seiner Gitarre bereits beim Einstieg mit „Don’t lie to me“ atemberaubende Läufe entlockte. Und wenn die beiden gemeinsam antreten, wie bei „Help me“, ebenfalls von Sonny Boy Williamson, dann können die prägnanten Riffs der beiden gar nicht lange genug dauern. Mit Claus Bux hat die Band einen weiteren Gitarristen an Bord, dessen langjährige Erfahrung und sein Können mit einem As im Ärmel gleichzusetzen sind.
Frieder Simon und Raphael Bradenbrink liefern an Schlagzeug und Percussion die treibende Kraft, auf die zuverlässig gebaut werden kann, wobei Bradenbrink besonders mit Funk-Rhythmen zu brillieren weiß. Für satten Unterbau sorgen Alexander Spohn am Bass und die beiden Organisten Ossi Oszfolk und Jens Hartmann.
Und immer wieder flirrt die Mundharmonika durch die Songs, mal sehnsüchtig, mal aggressiv, aber immer ein Hörgenuss. Das macht er einfach nach wie vor hervorragend, der Markus Grundmann, der zwischendrin schon mal die Bühne verlässt, um seinen Zuhörern direkt ins Ohr zu spielen.
Und schließlich Michael Kneule: Immer ein bisschen dreckig klingt sein Gesang, seine markante Stimme drückt den Songs ihre eigene Prägung auf. Und natürlich ist er wie gewohnt immer im Dialog mit dem Publikum. Allein seine ausgedehnte und genüsslich zelebrierte Bandvorstellung mit solch schönen Worten wie „Brustbehaarung“ und „Bauerwartungsland“ sind eine Klasse für sich.
Der satte Sound, die reißenden Rhythmen luden direkt dazu ein, geradezu im Blues zu baden, und die Begeisterung im Publikum war groß. Da gab es auch kein langes Zieren, als es ums Mitsingen ging, etwa bei „Hound Dog“ oder „Mustang Sally“. Bereitwillig lieferte das Publikum den Background-Chor mit „Ride, Sally, Ride“ und wäre womöglich noch endlos in den Sonnenuntergang geritten, hätte der nicht längst schon stattgefunden. Rund drei Stunden heizte der „Brenztown Blues Club“ kräftig ein, und das Publikum ging hingerissen mit.
Viele Köche mögen den Brei verderben, viele Musiker jedoch können einen Wahnsinnsblues servieren. Vorausgesetzt, man hat solche, die mit derlei Virtuosität und Herzblut zur Sache gehen.
Als Georg Dengler Blues Band 2016 in Wiesbaden (Wiesbadener Kurier)
… Der vorgelesene Schluss bleibt ein offener. Georg Dengler kam ja auch nicht persönlich vor. Aber dessen Leidenschaft für Blues in Gestalt dreier Musiker in seinem Namen.
Dass Michel Kneule (Moderation und Gesang), Peter Pelzner (Gitarre) und Marcus Grundmann (Mundharmonika) als Georg-Dengler-Blues-Band der Vorliebe der Romanfigur und dessen Autor gerecht werden wollen, unterstreichen sie mit jedem ihrer drei Auftritte während der Lesung. Der schwergewichtige Kneule kann Blues-Stimme auch ganz weich, hell und piano, die Pelzner-Gitarre groovt hart, sicher und präzise, Marcus Grundmann setzt souverän die Blues-Tradition der Mundharmonika an die Lippen. Die drei schaffen lockere Stimmung, animieren manche Füße zum Mitwippen und formieren schließlich viele Stimmen im zu drei Viertel besetzten Saal zum Chor.
Als Wolfgang Schorlau noch einmal auf die Bühne kommt und diesmal mit seiner Mundharmonika, ist’s eine Krönung aller Premieren an diesem Abend, die neben Handyfotos viel Jubel und heftigen Wunsch nach Zugabe auslöst.